Unter freiem Himmel: Firmengärten in Zeiten von Digitalisierung und Klimawandel
Meetings fanden in den letzten zwei Jahren weitestgehend digital statt. Ging es anfangs schlichtweg nicht anders, haben sich viele Menschen mit der Zeit an Home-Office und dezentrales Arbeiten gewöhnt. Beides bietet viele Möglichkeiten und Freiheiten für die Belegschaft.
Remote Work ist der neue Trendbegriff, der gerade von den jüngeren Generationen gefordert und häufig auch als ausschlaggebend bei der Stellenwahl angegeben wird. Zugleich wünschen sich viele Führungskräfte auf lange Sicht ein Zurück zur Präsenz – doch wie lassen sich diese beiden Ansätze miteinander verbinden? Und wie überzeugt man vom Büro, wenn die letzten zwei Jahre gezeigt haben, dass es einen reibungslosen Betriebsalltag auch ohne persönliche Treffen geben kann?
Produktiver durch Pflanzen
Natürlich ist beim Thema Home-Office nicht alles eitel Sonnenschein. Gerade, wer in der Innenstadt wohnt, dem werden die eigenen vier Wände mit der Zeit schlichtweg zu klein und während der immer heißer werdenden Sommertage fehlt es deutlich an Abkühlung. Gut, wer dann einen Garten hat und sich im Schatten eines Baumes das eigene Garden-Office einrichten kann. Blühende Pflanzen, herrliche Düfte, entspanntes Blätterrauschen und ein erfrischendes Wasserspiel schaffen eine Atmosphäre, in der es sich gut arbeiten und aushalten lässt. Zugleich steigert solch eine grüne Umgebung auch die eigene Leistungsfähigkeit. So wurde schon mehrfach wissenschaftlich bewiesen, dass wir Menschen umgeben von Pflanzen produktiver und konzentrierter, aber auch glücklicher und entspannter sind. Doch diese Chance können längst nicht alle wahrnehmen, schon weil viele gar keinen eigenen Garten haben.
Büro ist mehr als Schreibtisch
Was bedeutet das für Unternehmen? Wenn es darum geht, den Firmenstandort wieder attraktiv zu machen, dann darf es nicht nur um ergonomische Stühle, höhenverstellbare Schreibtische und eine funktionierende Klimaanlage gehen – ein Büro muss heute weit mehr bieten, als nur einen Raum zum Arbeiten. Vielmehr geht es darum, eine Umgebung zu schaffen, die es zu Hause so nicht gibt und in der die Angestellten kreativ, motiviert und konzentriert arbeiten können. Auch der Austausch untereinander und das Miteinander spielen eine elementare Rolle und sollten durch ein entsprechendes Umfeld gefördert werden. Nur, wenn das Büro einen tatsächlichen Mehrwert bietet, wird die Belegschaft auch wieder zur Präsenz zurückkehren wollen.
„Es braucht Räume, die einen angenehmen und produktiven Arbeitsalltag ermöglichen – und diese Räume brauchen nicht unbedingt vier Wände und ein Dach“, weiß Wolfgang Groß vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „In den Pandemie-Jahren haben die Menschen erkannt, welchen wichtigen Stellenwert grüne Aufenthaltsorte haben. Das gleiche gilt für Firmengärten. Sie schaffen einen echten Mehrwert! Und es ist längst bewiesen, dass sie nicht nur attraktiv sind und das Unternehmen nach außen hin gut präsentieren. Zudem wirken abwechslungsreich bepflanzte Gärten sich auch unmittelbar auf das Betriebsklima und somit auch auf den Erfolg eines Unternehmens aus.“
Der neue Meetingraum ist grün
In einem Firmengarten können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischendurch frische Luft schnappen und während der Pausen einfach mal den Kopf frei bekommen. Entsprechend angelegt, ermöglicht solch ein Garten aber noch weitaus mehr: Es können zum Beispiel kleine Büronischen mit Sonnenschutz und Steckdosen gestaltet werden, die zum Arbeiten unter freiem Himmel einladen. Gemütliche Sitzbereiche ermöglichen Teammeetings zwischen Stauden und Bäumen, während auch Kundengespräche im Grünen direkt mehr Eindruck machen als im typischen Büroraum.
„Firmengärten sollen soziale Treffpunkte, Erholungs- und Pausenräume sein. Im besten Fall sind sie kreativitäts- und leistungsfördernd“, weiß auch Wiebke Mestemacher vom GaLaBau-Unternehmen Baumrausch. „Je mehr Arbeiten im Home-Office erledigt werden, umso schwieriger wird der soziale Zusammenhalt innerhalb einer Firma. Daher dürfte die Zukunft in der individuell ausgewogenen Kombination von Home-Office-Lösungen und Präsenzarbeit liegen – und da in den Präsenzzeiten der Fokus auf Begegnung und Austausch liegt, könnte hier eine Chance für attraktive Firmengärten liegen.“
Gut für Mensch, Tier und Natur
Grünanlagen wie Firmengärten werden in Zukunft aber auch aus einem anderen Grund eine wichtigere Rolle spielen: Schließlich stellt uns der Klimawandel vor immer neue Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, auf Klimaanpassungsstrategien zu setzen, die einen deutlichen Unterschied machen und ein Plus an Lebensqualität schaffen – auch am Arbeitsplatz, an dem viele Menschen werktäglich 8 bis 10 Stunden verbringen.
Pflanzen sind hier unverzichtbar, denn sie kühlen aktiv die Luft und schaffen ein angenehmes Kleinklima. Gerade in Innenstädten und Industriegebieten mit viel Versiegelung, asphaltierten Straßen und Gebäuden aus Beton ist der Klimawandel mit seinen immer heißer werdenden Sommern deutlich zu spüren: Das Umfeld heizt sich enorm auf, ein konzentriertes Arbeiten in Innenräumen wird nur noch mit starken Klimaanlagen möglich sein, wenn nicht aktiv etwas dagegen getan wird. „Firmengärten sind hier Teil der Lösung!“, betont Wolfgang Groß vom BGL. „Sie gehören zur blau-grünen Infrastruktur und verhindern die Bildung von städtischen Hitzeinseln. Zugleich sind sie in Zeiten häufig auftretender Starkniederschläge als Versickerungsflächen enorm wichtig. Nicht zuletzt fördern sie, durchdacht und standortgerecht angelegt, auch die Biodiversität und Artenvielfalt im urbanen Raum. Ich bin überzeugt: Später – aber besser früher – kommt wohl kein Unternehmen mehr um einen Firmengarten herum, und sei es vor, hinter oder sogar auf dem Gebäude.“
Weitere Informationen auf www.mein-traumgarten.de.
Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)