Ran an die Wand – für ein gutes (Arbeits-)Klima: Fassadengrün hat viele Vorteile!
Auf der Fahrt durch das Gewerbegebiet fällt es sofort auf: Immer noch sind viele Bauten nüchtern und funktional als durchweg graue Infrastruktur ausgelegt. So erscheinen Lagerhäuser, Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude als reine Funktionsbauten mit zumeist großen Flachdächern und kahlen Fassaden. Doch das ändert sich. Denn die Nachfrage nach Firmengärten und Gebäudegrün nimmt zu – aus verschiedenen Gründen.
An erster Stelle steht die Mitarbeiterzufriedenheit – dieser Punkt wird auch durch den wachsenden Fachkräftemangel verstärkt: „Arbeitsplätze sollen attraktiv sein, zu gemeinsamem Tun einladen, motivieren und die Kolleginnen und Kollegen im Wortsinn zusammenbringen“, weiß Dipl.-Ing. Leif Harzer, der mit seiner Firma Terwiege Garten- und Landschaftsbau auf Firmengärten und gewerbliche Außenanlagen spezialisiert ist. „Menschen sollen sich am Arbeitsplatz wohlführen, gern dorthin kommen und natürlich auch gute Leistungen erbringen.“ Dafür reiche eine gemütliche Kaffeeecke oder ein Kicker im Flur längst nicht mehr aus, es brauche eine grüne Aufenthaltsqualität, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern, so der Landschaftsarchitekt. Doch nicht immer ist in den dichtbebauten Gewerbegebieten und ebenso in den Bürolagen der Innenstädte der Platz für große Gärten gegeben. Mehr und mehr Unternehmen werden sich daher ihrer freien Gebäudeflächen als gestaltbare Ebenen bewusst – und erkennen auch ihr Potenzial für die Gesundheitsförderung, die Mitarbeiterbindung und das Standortmarketing.
„Studien haben gezeigt, dass ein aktiv nutzbarer Firmengarten für Wohlbefinden, Entspannung und Erholung der Belegschaft sorgen kann, aber auch, dass sich Gebäudebegrünung positiv auf das Arbeitsklima und die interne Kommunikation auswirkt“, betont Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Das gilt für die Innenraumbegrünung, aber auch für Dach- und Fassadenbegrünung. Diese hat außerdem eine besondere Außenwirkung. So können sich Firmen von den angrenzenden Zweckbauten abheben und zugleich ein ökologisches als auch marketingorientiertes Statement setzen.“
Sei es mit bewusst ausgewählten Blühgewächsen in den Farben des Firmen-Corporate Designs oder mit einer möglichst vielfältigen Pflanzenwahl. „In jüngster Zeit wird auch immer öfter der Aspekt Biodiversität besprochen. Mehr und mehr Firmen wollen ein Angebot von Futter- und Nektarpflanzen oder Nistmöglichkeiten für Vögel integrieren“, so Harzer. „Viele Unternehmen fragen zudem nach Möglichkeiten, an ihren Gebäuden und Freiflächen Öko-Punkte für die Gebäudeklassifizierung zu erhalten.“
Besseres Klima am und im Gebäude
Auch der Klimawandel und seine Folgen, wie häufige Hitzesommer und Starkregenfälle, spielen bei der Entscheidung für Fassadengrün eine immer größere Rolle. Denn gerade dichtbebaute Gebiete mit viel Beton und Asphalt heizen sich im Sommer stark auf und erhöhen die Temperatur vor Ort deutlich. Auf solchen stark versiegelten Flächen kann daher der Temperaturunterschied zum offenen Land bis zu 10 Grad Celsius betragen. Diesem sogenannten ‚Heat Island Effect‘ (dt. ‚Hitzeinseleffekt‘) lässt sich mit lebendigen Pflanzen entgegenwirken. Sie kühlen aktiv die Luft, indem sie über ihre Blätter Wasser verdunsten. Zugleich beschatten sie mit ihrem Laub die Fassade, reflektieren das Sonnenlicht und vermindern so die Aufheizung der Gebäude und des Umfelds deutlich.
Auch die Innenräume profitieren von Fassadengrün: Das Klima ist aufgrund der natürlichen Isolation fühlbar angenehmer, weshalb Unternehmen auch bei den Kosten für Klimaanlage im Sommer und Heizung im Winter sparen können. Zudem binden Pflanzen nicht nur Luftschadstoffe wie Schwefeldioxyd und Feinstaub; sie schlucken auch Geräusche wie Verkehrs- und Maschinenlärm, sodass die Lärmbelästigung im Inneren des Gebäudes um bis zu 22 Dezibel reduziert wird.
„Leider begegnen uns trotz aller positiven und sogar geldwerten Vorteile aber auch immer wieder Vorbehalte gegenüber Fassadengrün. Die häufigste Sorge ist, dass das Bauwerk durch die Pflanzen Schaden nimmt. Das ist aber nicht pauschal richtig“, betont Dr. Henze vom BGL. „Bei einem professionell angebrachten System mit einer durchdachten, standortgerechten Pflanzenwahl ist das Gegenteil der Fall. Die dichte Pflanzenwand schützt die Fassade vor vielfältigen Witterungseinflüssen wie Schlagregen, Hagel und intensiver Sonneneinstrahlung. Gerade bei wetterexponierten Fassaden ist das nicht zu unterschätzen.“
Förderung und Fachberatung
Natürlich bedeutet Fassadengrün zuallererst eine finanzielle, wenn auch später rentable Investition. Gute Systeme, ein professioneller Aufbau, die standortgerechte Bepflanzung und nicht zuletzt die laufende Pflege führen zu Kosten. Hier gibt es aber eine Vielzahl an Förderprogrammen für Gebäudebegrünung. Und natürlich gibt es auch noch weitere Möglichkeiten, die Kosten zu minimieren – hier empfiehlt sich eine frühe Fachberatung von den Profis für Garten und Landschaft. „Wir empfehlen insbesondere, von Anfang an auf ein gutes Wassermanagement zu setzen. Das ist gerade auch im Hinblick auf die zunehmenden Starkregenfälle und Hitzesommer elementar“, so Dr. Michael Henze vom BGL. „So kann zum Beispiel Dachwasser für die Pflanzenversorgung aufgefangen und genutzt werden, sodass nicht mehr auf wertvolles Trinkwasser zurückgegriffen werden muss.“
Weitere Informationen gibt es auf www.mein-traumgarten.de.
Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)