Fachartikel: Privatgärten

Die hängenden Gärten von … Privathäusern: Kein Weltwunder, sondern tatsächlich möglich!

Bei „Garten“ denken die meisten Menschen wohl an den ebenerdigen Teil des Grundstücks, der nicht mit Gebäuden belegt, aber dafür mit Pflanzen begrünt worden ist. Etymologisch betrachtet macht das auch durchaus Sinn, leitet sich der Begriff doch von Gerte ab und weist auf die Haselnussruten hin, mit denen früher nutzbare Flächen in der Nähe des Hauses umzäunt wurden. Geschichtlich gesehen müssen sich diese Areale aber nicht zwingend auf dem Erdboden befinden.

Das zeigen schon die Hängenden Gärten von Babylon, die sich nicht nur neben, sondern tatsächlich auch auf dem Palast befanden. Dass diese – leider nicht mehr existierende – Grünanlage heute zu den sieben Weltwundern der Antike zählt, zeigt allerdings auch: Sie zu bauen und zu unterhalten, war eine außergewöhnliche Leistung und alles andere als Normalität.

Auf den Dächern der Stadt
Auch heute noch sind Dachgärten eher eine Ausnahme, obwohl Wissensstand und Technik mittlerweile eine Vielfalt an Möglichkeiten bieten. Die Profis für Garten und Landschaft verfügen über bewährte Konzepte, um sich Dachflächen lebendig und individuell gestalten zu lassen. Welche Begrünungsform in Frage kommt, hängt vor allem von der Statik und der Dachneigung ab. Man unterscheidet zum einen die extensive Dachbegrünung, die sich vor allem für nicht begehbare Flächen empfiehlt. Sie setzt auf robuste Gewächse wie Sedumarten und braucht, einmal etabliert, nur noch selten Pflege und Wartung und häufig sogar kaum bis gar keine Bewässerung. Soll in luftiger Höhe jedoch ein richtiger aktiv erlebbarer Garten entstehen, spricht man von einer intensiven Dachbegrünung. Bei dieser ist beinahe alles möglich, was auch auf dem Erdboden realisierbar ist: ob größere Gehölze, ein schmackhafter Nutzgartenbereich, eine Terrassenfläche mit Sonnenschutz oder ein blütenreiches Stauden- und würziges Kräuterbeet.

Doch wenn so viel möglich ist, wieso zeigen die meisten Dächer eher gähnende Leere, anstatt abwechslungsreiches Grün? „Häufig gibt es Unsicherheiten, ob sich das eigene Haus überhaupt für eine Begrünung eignet“, weiß Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Manche Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer befürchten fälschlicherweise auch, dass die Pflanzen den Dachabdichtungen schaden oder zu Feuchtigkeit im Gemäuer führen können. Doch wenn die Begrünung professionell von Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern durchgeführt wurde, ist tatsächlich genau das Gegenteil der Fall: Die lebendige Anlage schützt das darunter befindliche Material sogar.“ Auch die Sorge vor hohen Kosten spiele eine entscheidende Rolle, so Dr. Michael Henze. Er verweist zugleich aber auf die vielen Förderprogramme verschiedener Städte und Gemeinden, mit denen entsprechende Projekte unterstützt werden.

Welche Vorteile hat ein Dachgarten?
Die Liste der positiven Wirkungen von Dachgärten ist lang: von einer Verbesserung der Luftqualität über die Schaffung von Lebensraum und damit Förderung der Biodiversität bis hin zur Reduzierung von Lärm und Hitze. All diese Leistungen erbringt ein Dachgarten in nahezu gleicher Weise wie alle Grünanlagen auf dem Erdboden. Es gibt aber auch Vorteile, die in erster Linie auf eine grüne Gestaltung in luftiger Höhe zutreffen. So führt sowohl die intensive als auch die extensive Variante zu einer besseren Isolation des Gebäudes, was wiederum ganzjährig Energie und somit Geld spart. Im Winter muss weniger geheizt und im Sommer weniger gekühlt werden.

Die Pflanzen können zudem wie eine Schutzschicht für die Dachabdichtung wirken und das verwendete Material schonen, da UV-Strahlen, Temperaturextreme und Schadstoffe zum großen Teil abgehalten werden. Und weil Regen für gewisse Zeit gespeichert wird, entlasten begrünte Dächer die Kanalisation der Städte und sind als Regenwasser-Rückhalt wirksam. Dieser Aspekt ist übrigens einer der Gründe, warum die Anlage von Dachgärten in verschiedenen Förderprogrammen von Kommunen finanziell gefördert wird.

Kann mein Dach begrünt werden?
Sowohl Schräg- als auch Flachdächer eignen sich für eine Begrünung, wobei sich bei ersteren eher die extensive und bei letzteren eher die intensive Variante empfiehlt. Sogar Tonnen- oder Kuppeldächer können bei Einbau sogenannter Schubsicherungen bepflanzt werden. Dennoch muss natürlich stets individuell geprüft werden, ob die Statik des Hauses das zusätzliche Gewicht zulässt. Auch sollte im Vorfeld geklärt werden, inwieweit das Baurecht und Nachbarrecht Regelungen vorgibt – wobei extensive Dachbegrünung in der Regel nicht genehmigungspflichtig ist.

So oder so ist das Gespräch mit den Expertinnen und Experten für Garten- und Landschaft unbedingt zu empfehlen. Diese kennen sich mit der Gesetzeslage vor Ort aus, prüfen die Realisierbarkeit und sorgen dafür, dass von der Planung über die Anlage bis hin zur eventuellen Pflege alles professionell und sicher umgesetzt wird. Weitere Informationen sowie eine Liste mit GaLaBau-Betrieben in der Nähe gibt es auf www.mein-traumgarten.de.

Quelle: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)

Foto (BGL): Das Dach als erweiterter Wohnraum, mit Pflanzen und Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel.

Foto (BGL): Ob für den Familienbrunch, die ruhige Tasse Kaffee am Nachmittag oder um den Sonnenuntergang am Horizont zu erleben - intensive Dachbegrünung ermöglicht es, das Draußen auch in dichtbebauten Ballungsräumen privat zu genießen.

Foto (BGL): Extensive Dachbegrünung setzt auf robuste Gewächse und braucht, einmal etabliert, nur noch selten Pflege und Wartung und häufig sogar kaum bis gar keine Bewässerung.

Foto (BGL): Begrünung auf dem Haus ist nicht nur gut für die Tierwelt, das direkte Klima, die Bewohnenden und das Material des Dachs, sondern sieht auch optisch einfach gut aus!